Ordensleben ist ein Leben "zur Ehre Gottes". Es macht die grundsätzliche Ausrichtung jeden Lebens auf Gott hin in dieser Welt sichtbar. Es verweist darauf, dass die Erfüllung all unserer Wünsche und Hoffnungen immer noch vor uns liegt. Das Ziel unseres Lebens ist Gott. Mit ihm werden wir eins durch die Liebe.
Um dieses Ziel zu erreichen, suchen wir die Verbindung mit Gott im persönlichen Gebet, in den Gottesdiensten und Sakramenten. Sie haben in unserem Alltag ihren festen Platz. Jede Gemeinschaft hat zudem ihre eigene Prägung. Wir lassen uns besonders leiten vom Blick auf Jesus und Maria. Ihre Liebe und ihre Bereitschaft zum Dienst sind uns ein Vorbild. Sie sind uns Wegweiser und zeigen uns, wie ein Leben aus dem Glauben gelingen kann.
Denn aus ihm (Gott) und durch ihn und auf ihn hin ist die ganze Schöpfung. Ihm sei Ehre in Ewigkeit! Amen (Röm 11,36).
Siehe, ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort. (Lk 1,38)
Wir haben dieses große Wort Mariens als Leitwort gewählt, weil es ausdrückt, in welcher Haltung wir unseren Weg der Nachfolge gehen möchten. Wie Christus und Maria wollen wir aus dem "Ja" zu Gottes Willen heraus leben. Dieses Ja-Wort ist immer die Antwort auf einen Ruf und steht am Ende der Auseinandersetzung, des Fragens und manchmal des Ringens mit dem lebendigen Gott. Ihn erfahren wir als unser Gegenüber. Um diese Antwort geben und durchtragen zu können, bedarf es einer reifen Persönlichkeit und einer freien Entscheidung.
Die Worte im Einzelnen:
Ich bin - das zeugt von Selbstbewusstsein, Selbsterkenntnis und der Fähigkeit, für sich einzustehen.
Die Magd des Herrn - Maria hat im Angesicht Gottes ihren Platz erkannt und benannt. Sie maßt sich nichts an, was ihr nicht zusteht, will nicht selbst Gott sein. Sie ist aber auch nicht irgend jemandes Magd oder Sklavin, sondern steht in der Freiheit der Kinder Gottes: "Wir sind Kinder Abrahams und noch niemals Sklaven gewesen" (Joh 8,33). Nur Gott gehört ihr Leben, sie ist nicht gebunden an andere Dinge oder Mächte.
Mir geschehe nach deinem Wort - zunächst ist dies passiv. Maria akzeptiert, dass vieles in ihrem Leben nicht von ihr selbst bestimmt wird, sondern vorgegeben, manchmal auch zugemutet ist. Sie lässt sich jedoch nicht einfach treiben, sondern setzt ihr Vertrauen auf Gott, durch den sie sich angesprochen weiß. Ihre Aussage ist keine resignierte Kapitulation, sondern die Entscheidung für ein Leben unter der Führung von Gottes Wort. Und dieses Wort ist machtvoll und schöpferisch, es wächst und wirkt im Menschen, der es aufnimmt (vgl. Kol 1,5; 1 Thess 2,13; Hebr 4,12).
Diese Antwort ein Leben lang durchzuhalten ist nicht nur Menschenwerk. Maria hört die Zusage: "Der Herr ist mit dir" (Lk 1,28) und die Ermutigung: "du hast bei Gott Gnade gefunden" (Lk 1,30).
Auch wir sind angewiesen auf diesen Zuspruch. Wenn wir in den Gelübden unsere Lebensantwort geben, geschieht dies eingebunden in die Feier der Eucharistie. Und der Priester antwortet auf unsere Profeß: "Gott selbst vollende das gute Werk, das er in dir begonnen hat."
Unser Logo setzt sich zusammen aus vier verschiedenen Elementen:
Das Herz steht im Zentrum von allem. Es ist das Symbol der Liebe Jesu, die sich flammend verzehrt für die Menschen. Diese Liebe soll auch die Antriebskraft sein für unseren Dienst.
Das Kreuz ist das Zeichen der Hingabe Jesu bis zur Vollendung. Mit dem Kreuz verbunden ist hier die Dornenkrone. Kreuz und Dornen stehen für alles, was Jesus für uns durchlitten hat: "Größere Liebe hat niemand, als wer sein Leben gibt für seine Freunde" (Joh 15,13).
Diee Abkürzung ULF steht für "Unsere Liebe Frau". Gemeint ist Maria, die neue Eva. Sie ist zugleich Magd des Herrn und Mutter Jesu. Er ist der Mittelpunkt ihres Lebens.
Die Krone ist ein Bild für die neuen Maßstäbe des Reiches Gottes, die Maria im Magnificat besingt: "Gott stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen" (Lk 1,52) - als erste von allen seine demütige Magd Maria.
Unser geistliches Leben
In ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir (Apg 17,28)
Die Verbundenheit mit Gott will gepflegt werden - wie schon jede menschliche Beziehung nur wachsen und bestehen kann, wenn es zum Austausch und zu gemeinsamen Erfahrungen kommt. Solche Zeiten und Erfahrungen sind besonders die Mitfeier der Heiligen Messe sowie das gemeinsame und persönliche Gebet. Die tägliche Gewissenserforschung, der monatliche Besinnungstag und die Jahresexerzitien dienen der regelmäßigen Überprüfung des geistlichen Lebens.
Die Antwort der Liebe auf die Gegenwart Gottes kann sich in einer Vielfalt von Formen ausdrücken: Sich im Denken, Reden und Tun der Gegenwart Gottes bewusst sein, sich ihm zuwenden und ihn ansprechen, mit ihm etwas durchdenken, wortlos vor ihm verweilen usw... Ob wir arbeiten oder ruhen, alles können wir tun im Namen des Herrn Jesus Christus und im Bewusstsein seiner Gegenwart.
Die Heilige Messe ist Quelle und Mittelpunkt unseres geistlichen Lebens. In ihr finden unser Beten, unsere Verbundenheit mit Gott und untereinander, unsere Hingabe ihren tiefsten Ausdruck. Hier begegnen wir dem Auferstandenen im Wort, im Sakrament und im Nächsten. Hier nährt und stärkt er das Leben, das er uns in der Taufe geschenkt hat.
Die Feier des Stundengebetes hilft uns, den Alltag mit all seiner Geschäftigkeit zu heiligen. Mit Christus beten wir zum Vater als ein Glied der Gesamtkirche, die unaufhörlich dem Vater Lob und Anbetung darbringt. Das gemeinsame Gebet ist gleichzeitig Stärkung und Ausdruck unserer Gemeinschaft untereinander. Hier wächst und reift sie.
Das Wort Gottes ist die Grundlage für unser christliches Leben und Beten. Wir erwägen die vernommenen Worte in der Überzeugung, "heute seine Stimme zu hören" (vgl. Ps 95,7). Diese persönliche Begegnung mit Gott regt uns an, Antwort zu geben. Es stärkt und vertieft die Verbindung mit Gott.
Auf unserem Weg zu Gott lernen wir, immer mehr uns selbst loszulassen. Wir öffnen uns für die Liebe des Vaters und geben im Glauben Antwort, indem wir unser Denken, Wollen, Reden und Tun auf Christus ausrichten.
Maria ist das Vorbild für unseren Berufungs- und Nachfolgeweg. Von ihr lernen wir die Grundhaltungen, die sie prägen.
Die Bibel zeichnet ihr Leben als einen Spannungsbogen mit einigen Höhepunkten, aber auch einer langen verborgenen Zeit des Alltags. Einige Eigenschaften werden besonders hervorgehoben:
Die Art und Weise, wie sie sich dem Anruf Gottes stellt - offen und ehrlich: Sie bringt auch ihre Fragen vor Gott.
Nach reiflicher Überlegung gibt sie ihr Ja-Wort und nimmt es dann nie mehr zurück.
Sie ist aufmerksam für das Wirken Gottes in ihrem Leben und preist ihn im Magnificat.
Sie reagiert auf die Hinweise, die sie erhält, "bewahrt und bewegt" sie.
Maria ist treu. Sie steht Jesus zur Seite in den guten und den schweren Zeiten.
Maria fügt sich ein in die wachsende Gemeinschaft der Kirche und trägt sie mit durch ihr Gebet.
Seit Jesus vom Kreuz her Maria und den Jünger aufeinander verwiesen hat, wird sie nicht nur als Mutter Gottes, sondern auch als Mutter der Kirche verehrt.
Unsere Verehrung Mariens drückt sich zunächst in der inneren Verbundenheit mit ihr aus. Wir wissen sie an unserer Seite und wenden uns an sie als Fürsprecherin. Als äußeres Zeichen nehmen wir bei der Profeß alle den Namen Maria an. Am 8. Dezember 1981 hat sich unsere Gemeinschaft Maria geweiht. Seitdem trägt jede Schwester eine Medaille mit ihrem Bild und dem Fiat: "Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe nach deinem Wort". Jedes Jahr erneuern wir unsere Weihe gemeinsam.
Unser damaliger Bischof Helmut Herrmann Wittler gab uns anlässlich der Marienweihe folgende Worte mit auf den Weg, die den Inhalt dieser Form der Marienverehrung verdeutlichen:
Der Grundakt der Weihe besonders an Gott ist die Liebe, und zwar eine Liebeshingabe in aller Innigkeit, mit voller Klarheit und aus der ganzen Kraft des Herzens. So verstanden ist Weihe Antwort auf Gottes Gnadenruf; sie ist feierlichste Tauferneuerung.
Eines ist klar: eine solche Weihe, die eine totale Hingabe und völlige Selbstübereignung ist, kann nur Gott erwiesen werden. Durch die Marienweihe soll diese Hingabe an Gott bestärkt werden. Von allen Geschöpfen ist Maria am meisten mit Gott und seiner Liebe verbunden. ...
Indem wir uns Maria weihen, geht die Bewegung unseres Herzens nicht zu ihr, um bei ihr zu enden, sondern sie geht gleichsam durch sie hindurch - in Gott hinein. So ist die Weihe und Hingabe an Maria im tiefsten Sinn eine Äußerung der Gottesliebe.
Wer sich dem Herzen Mariä weiht - und ihr Herz ist das Zeichen, dass sie restlos und ewig Gott gehört - will auch Gott gehören, restlos und ewig.
Wer sich diesem Herzen weiht - und weiß, was er tut, - der muss in die Liebeshingabe der allerseligsten Jungfrau an Gott hineingezogen werden.
Wer sich so liebend an das Herz der Mutter ausliefert, der darf auf ihren mütterlichen Schutz und ihre machtvolle Fürsprache besonders hoffen. Mariens Obhut und Sorge ist nicht nur der menschgewordene Gottessohn anvertraut, den sie unter ihrem Herzen getragen, an ihrer Brust genährt und durch die Jahre der Jugend behütet hat, sondern auch der fortlebende Christus, der in den Gliedern seines geheimnisvollen Leibes, in seiner Kirche lebt und leidet. ...
Wenn wir vom Herzen Jesu sprechen, dann bedeutet das zunächst, dass Jesus ein Herz hat wie alle anderen Menschen auch. Er ist aber nicht nur Mensch, sondern zugleich Gott. Darum erkennen wir in Jesus Christus das Wesen Gottes.
Das Herz wiederum ist das Symbol für das Wesen und die Persönlichkeit des Menschen. Wenn wir vom Herzen sprechen, meinen wir häufig die Art und Weise, wie ein Mensch an eine Aufgabe herangeht oder mit anderen Menschen umgeht. Ob er beherzt, herzlich, hartherzig oder gar herzlos wahrgenommen wird, sagt einiges über sein Auftreten aus.
Im zwischenmenschlichen Bereich gibt es "Temperaturunterschiede". So wird jemand als kaltherzig, lau oder warmherzig bezeichnet. Maßstab für diese gefühlte Temperatur sind das Wohlwollen, das Mitgefühl und die Zuwendung, mit dem er oder sie den anderen begegnet.
Auch im Glauben geht es um das Herz. Jesus selbst bestätigt das alttestamentliche Gebot: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deiner Kraft und all deinen Gedanken, und: Deinen Nächsten sollst du lieben wie dich selbst" (Lk 10,26f.par). Im Umgang mit der Schwäche und Schuld des Menschen zeigt sich diese Liebe als Barmherzigkeit. Jesus ist der einzige Mensch, der jemals dieses Grundgebot voll erfüllt hat.
Kennzeichen unserer Herz-Jesu-Statue und unseres Logos ist ein Herz, aus dem Flammen schlagen. Dieses Herz ist nicht nur warm, sondern es brennt. Jesu Einstellung zum Menschen ist nicht bloß wohlwollend, sondern zeigt sich als Liebe, die alles hingibt. Anschaulich wird dies auch am geöffneten Herzen Jesu. Als nach der Hinrichtung Jesu ein Soldat seine Seite mit der Lanze durchbohrt, fließen Blut und Wasser heraus (vgl. Joh 19,34). Das wurde schon früh als Zeichen dafür gedeutet, dass Jesu Liebe weiterströmt und sich fortsetzt in der Kirche und den Sakramenten. Feuer und Wasser stehen für die Antriebskraft und die Sendung der Christen.
In unseren Konstitutionen bekennen wir: Christus ist die menschgewordene Liebe Gottes! In ihm zeigt uns Gott anschaulich und wirkungsvoll, was Nächstenliebe, wahre Menschlichkeit und Barmherzigkeit ist.
Die Herz-Jesu-Verehrung erinnert uns eindringlich daran, dass die Liebe den absoluten Vorrang vor allem anderen im geistlichen Leben hat.
Echte Menschlichkeit, schwesterliche Herzlichkeit und herzliches Erbarmen sind Zeichen dafür, dass die Herz-Jesu-Verehrung recht verstanden und gelebt wird.
Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben (Joh 10,10).
Unter diesem Schriftwort finden sich in unseren Konstitutionen die grundlegenden Gedanken zum Leben nach den evangelischen Räten. Wir fühlen uns von Gott zu dieser Lebensform gerufen. Darin vertiefen und entfalten wir die in der Taufe gelobte Nachfolge Christi.
Die Quelle der Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen ist die Liebe zu Christus. Gottgeweihte Keuschheit ist Ganzhingabe der Schwester als Antwort auf die göttliche Liebe.
"Evangelische Armut" ist nicht nur das Arm- und Leersein vor Gott, das Angewiesensein auf seine Gnade und Barmherzigkeit, sondern vielmehr die Freiheit, nach geistigen, bestand habenden Schätzen zu streben (vgl. Mt 6,20), ohne sich durch materielles Haben- und Besitzenwollen daran hindern oder davon abhalten zu lassen.
Der freiwillige Gehorsam ist die Frucht der Liebe. Wie Jesus seinem himmlischen Vater in Liebe gehorchte, so muss auch unser Gehorsam Zeugnis der Liebe sein.
Gottgeweihte Keuschheit
In unseren Konstitutionen wird der Zeichencharakter dieses Gelübdes betont: Wie Unsere Liebe Frau in ihrer jungfräulichen Hingabe berufen wurde, Mutter des Erlösers zu werden und so der Menschheit das "Licht der Welt" schenkte, so wird die Schwester durch die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen zum "Licht in der Welt" (vgl. Mt 5,14-16), in dem die Menschen die bedingungslose Liebe Christi erkennen können.
Die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen ist nur aus dem Glauben heraus möglich; sie anstreben und durchhalten kann nur, wer in radikaler Weise den Blick auf das Ewige richtet. Unsere Ganzhingabe an Christus und in Christus an die Menschen erfordert ein intensives geistliches Leben. Der Verzicht auf eine eigene Familie macht uns nicht arm: Christus ist die Erfüllung unseres Lebens. In unserem "Ja" zu der göttlichen Erwählung und in unserem Dienst für die Menschen entfaltet sich unser Frau-sein und kommt zur Reife.
Evangelische Armut
Jesus führte aus Liebe zu seinem Vater und zu den Menschen ein Leben in Armut, um allen alles zu werden; seinen Dienst machte er nicht von materiellem Lohn abhängig. Im Gelübde der Armut antworten wir dem Ruf Christi, ihm in seiner Armut nachzufolgen, um in innerer Freiheit anderen in Liebe begegnen zu können.
Im Vertrauen auf Gott nehmen wir uns selbst sowie unsere jeweilige Lebenssituation im Geiste evangelischer Armut an und bejahen sie. Dankbar empfangen wir, was uns zum Leben gegeben wird, doch wollen wir anspruchslos, einfach und zufrieden bleiben und gern mit anderen teilen. Wir weisen alle unangebrachte Sorge von uns und übergeben uns der Vorsehung des himmlischen Vaters (vgl. Mt 6,25). In der Nachfolge Christi wissen wir uns solidarisch mit den Armen und dienen bewusst den in irgendeinem Sinne Bedürftigen.
Heiliger Gehorsam
Im Gelübde des Gehorsams stellen wir uns ganz Gott zur Verfügung und vereinen unseren Willen mit dem göttlichen Heilswillen. Echter Gehorsam erfordert ein großes Maß an innerer Freiheit. Zum rechten Gebrauch dieser Freiheit ist stete Gewissensbildung sowie Gehorsam gegenüber dem Gewissensentscheid notwendig. Immer wieder müssen wir dabei überprüfen, ob wir in den Aufgaben, die wir übernehmen oder anderen übertragen, Gottes Willen oder nur uns selbst suchen. Selbstlose Liebe macht uns hellhörig und feinfühlig für das, was Gott von uns in der jeweiligen Situation und in den Anforderungen der Gemeinschaft erwartet; unser Ziel ist es, dass Anforderungen und Entscheidungen im Geist des Glaubens und der Liebe aufgenommen und vollzogen werden.
Wir vertrauen darauf, dass der in unserer Kongregation gelebte Gehorsam uns die Freiheit der Kinder Gottes schenkt.